Donnerstag, 17. November 2011

Leisetreter

Walter Aichinger: Neuer Chef für 17.000 Helfer

Landtagsabgeordneter, VP-Gesundheitssprecher, Primararzt, und ab kommendem Mittwoch offiziell Präsident des oberösterreichischen Roten Kreuzes: Walter Aichinger macht sich für sein neues Amt als Nachfolger von Leopold Pallwein-Prettner, der 14 Jahre an der Spitze der Rettungsorganisation stand, bereit. Pallwein-Prettner nennt den 58-jährigen Mediziner seinen Wunschnachfolger, immerhin ist Aichinger bereits seit 1996 oberösterreichischer Rotkreuz-Vizepräsident – und folgt wohl auch der politischen Logik.

Laute Worte sind nicht seine Sache – Walter Aichingers Markenzeichen ist eher das sachlich sattelfeste, ruhige Auftreten – doch ist der Krenglbacher hierzulande so etwas wie ein Aushängeschild der VP-Gesundheits- und Sozialpolitik. Und erlebte in den vergangenen Jahren Höhen und Tiefen in seiner politischen Karriere.

Politisch engagiert hatte sich der Arzt, der in Innsbruck studierte und die Facharzt-Ausbildungen für Pathologie und Umweltmedizin abschloss, zunächst in der Gemeinde Krenglbach, wo er zwischen 1991 und 1995 auch Vizebürgermeister war. 1995 zog er mit dem VP-Team, das der „Ära Ratzenböck“ folgte, in die Landesregierung ein, zuständig für Jugend, Katastrophenschutz, und die damals noch nicht ausgegliederten Landesspitäler. Als Landesrat musste er 1999/2000 die härtesten Tiefschläge seiner Politiker-Laufbahn einstecken: Beim sogenannten „Freistädter Spitalsskandal“, der den bisher einzigen Landes-Untersuchungsausschuss zur Folge hatte, war er bevorzugtes Ziel politischer Angriffe, denen er offen zu begegnen versuchte. Strafrechtlich blieb für die damals betroffenen Ärzte nichts hängen, doch eine Folge war die Ausgliederung der Landeskrankenhäuser in die Gesundheits- und Spitals AG (Gespag). In ihr ist Aichinger jetzt Aufsichtsrat.

Die Wahl 2003 brachte für die VP den Verlust von Aichingers Regierungssitz. Seither ist der Vater von drei erwachsenen Kindern Landtagsabgeordneter und VP-Gesundheitssprecher, und kümmerte sich um die Expansion des Hilfswerkes, dessen Obmannschaft er nach 17 Jahren vergangene Woche zurücklegte. Und um seine berufliche Karriere am Klinikum Wels, wo ihm, der fachlich hoch geschätzt wird, stets Leitungs-Ambitionen nachgesagt wurden. Seit 1991 ist Aichinger Primar, seit 2008 war er auch Klinikums-Geschäftsführer für Medizin und Pflege. Eine Rolle, in der er im Frühjahr neuerlich die Härten der Politik spürte: Nach Auseinandersetzungen über die Spitalsreform, die er für Wels kritisierte, legte er die Geschäftsführung zurück.