Freitag, 21. Mai 2010

Verspottet, verpönt, verprügelt

LINZ. Bereits sechs historische Linz-Bücher haben Andreas Reiter (29) und Manfred Carrington (42) herausgegeben. Einige wurden lokale Bestseller. Nun haben sich die Heimatforscher mit den ersten Linzer Feuerwehrmännern beschäftigt – und dabei Erstaunliches zu Tage gebracht.

OÖN: Warum wurde 1851 die erste Feuerwehr gegründet?

Reiter: Das hat sich entwickelt. Es waren immer dieselben Leute, die zum Löschen kamen. Linz war nach Reichstadt in Böhmen die zweite Stadt in der Monarchie mit einer Feuerwehr mit eigenem Statut.

OÖN: Wer löschte vorher?

Reiter: Da wurden die Zünfte zwangsverpflichtet, vor allem jene, die mit Feuer zu tun hatten, etwa Schmiede. Nach ihrer Gründung waren die Feuerwehrmänner dann oft ziemlichen Anfeindungen der Bevölkerung ausgesetzt. Ihnen wurden zum Beispiel während des Löschens Leitern umgeworfen. In den 1850ern haben Gendarmen einen Löschzug so verdroschen, dass die Männer flüchten mussten.

OÖN: Wieso?

Carrington: Wir vermuten, dass das mit Aberglauben zu tun hatte. Viele glaubten, dass es schon seinen Grund habe, wenn es wo brennt. Und wenn jemand freiwillig etwas Gutes tut, beschämt er die anderen. Außerdem gab es viele Schaulustige, die sich bei den Brandresten bedient haben und dann von den Feuerwehrmännern gestört wurden. Ende der 1850er-Jahre war der Spott so groß, dass die Feuerwehr aufgelöst und erst 1866 wiedergegründet wurde.

OÖN: Welche waren damals die verheerendsten Brände?

Reiter: So große Brände wie den Stadtbrand 1800 gab es im 19. und 20. Jahrhundert nicht mehr. Es brannte öfter am Land, wo viele Häuser noch strohgedeckt waren. Interessant ist, dass die Linzer Feuerwehr auch zu Großbränden in Wels und Braunau ausrückte – mit dem Zug. Zum Brand am Pöstlingberg 1919 sind die Feuerwehrmänner mit der Bergbahn hinaufgezuckelt, nachdem sie die Schaulustigen vertrieben haben. Die Spritzen wurden nachgeliefert.

OÖN: Wie wurde alarmiert?

Carrington: Auf den Türmen der Stadt wachten Türmer. Das war ein richtiges Netz. Das Problem war, dass die Türmer oft nur sahen, dass es brannte, aber nicht, wo und wie weit weg. Einmal drehte die Feuerwehr während der Anreise um, weil sie draufkam, dass der Brand in Haag war.
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Quelle: ooeNachrichten
Bild: Symboldarstellung

Buchpräsentation: Das Buch „Linz – Die Feuerwehren der Stadt 1851– 1945“ wird am 28. Mai präsentiert. Um 18.30 Uhr trifft ein Korso von 20 historischen Feuerwehrautos beim Alten Rathaus ein, wo eine Ausstellung zum Thema eröffnet wird. Das Buch ist im Lentia Verlag erschienen, unter Tel. 0732 / 32 05 85 erhältlich.