Freitag, 2. Januar 2015

Warum der dritte Mann so wichtig ist

Nur mehr zwei Sanitäter auf einem Rettungswagen der MA70

LESERBRIEF

Wie schon in einem Leserbrief von mir angekündigt und auch von den Medien übernom-
men wurde, wird die Wiener Rettung großteils auf zwei Sanitäter umgestellt. In weiterer
Folge werden aber nicht mehr Rettungswagen in den Dienst gestellt - welche dann sicher
von Nöten wären, um die Versorgung weiter zu gewährleisten. Aber auch unsere Geräte
müssen geholt oder mitgenommen werden, das normalerweise der dritte Sanitäter macht.


Es wurde leider auch nicht darauf geachtet, dass so manche Gerätschaften die wir zur
Patientenbergung benötigen, (Spineboard, Rettungssessel, Schaufel-trage, usw.) nur zu
dritt, oder auch ab einem gewissen Gewicht des Patienten (Trage), nur zu viert bedient
werden dürfen (ich erkläre anschließend warum).

Bei Schaufel-Trage und Spineboard, so verlangt es der Hersteller aus Sicherheitsgründen
um die Stabilität zu gewährleisten, werden drei Sanitäter benötigt, die wir dann aber
nicht mehr haben.

Auch beim Rettungssessel ist ein dritter Mann vorgeschrieben, um ihn beim Abwärts-
fahren zu sichern. Unsere Trage ist für 230 kg ausgelegt. Doch ab einem 130 kg
Patienten + 24 kg Trage ist es nicht mehr möglich einen Patienten fachgerecht und
sicher zu tragen. In diesem Fall käme ein Bergetuch zum Einsatz, wofür wir wiederum
einen dritten Sanitäter brauchen würden.

Ein kleines Beispiel: Ihre Mutter klagt über Schmerzen im Oberbauch und es geht ihr all-
gemein nicht so gut, darum rufen Sie die Rettung. Anhand Ihrer Angaben und Diagnose
(Bauchschmerzen), kommt eine Zwei-Mann-Besatzung. Diese untersucht Ihre Mutter
( EKG usw.) und stellt fest, dass es ein MCI (Infarkt) ist. Jetzt beginnen die Probleme zu
laufen. Ihre Mutter muss dringend in ein Spital, das aber noch warten muss. Ein zweiter
Rettungswagen muss erst zufahren, um die schon anwesenden Sanitäter, bei der Berg-
ung Ihrer Mutter, zu unterstützen (Ein enges Stiegenhaus).

Es vergeht wertvolle Zeit die auf Kosten des unterversorgten Gewebes am Herzen verloren
geht. Nicht schon schlimm genug, dass Ihre Mutter in Zukunft viel weniger Belastung aus-
halten wird und dadurch ein eingeschränktes Leben führen wird, das auch Sie betrifft in
weiterer Folge. Es werden dadurch auch Mehrkosten verursacht (zweiter Rettungswagen,
längerer Spanien-Aufenthalt (sic), weitere Reha-Massnahmen usw.), die die Wegnahme des
dritten Sanitäters aufgrund der Kosten und Umstellung nicht rechtfertigen.

Wien ist die zweitgrößte deutschsprachige Stadt Europas und hat nur ein Drittel der Menge
an Rettungsfahrzeugen von Berlin (98 RTW) und einen hohen Versorgungsstandard. Bei
uns wird keine Feuerwehr (wie in Deutschland üblich) zur Unterstützung für das Bergen von
PatientInnen bereit gestellt. Das war bisher nur durch den dritten, vollwertigen Sanitäter
möglich.

Leider kommt uns der nun, durch die Umstellung auf 12,5 Std.- Betrieb und Einsparungen,
langsam, aber schleichend abhanden. Bei jeder Bergung ist es wichtig ausgebildete Sanitäter
zu haben, die eine Schulung für die zu verwendeten Geräte haben, um Zeit zu sparen und
Schaden zu vermeiden. Wichtig ist es auch, weitere Rettungsfahrzeuge anzuschaffen und
auch diese zu Besetzen, denn Wien wächst weiter und wird nicht kleiner.

Es ist für Sie wichtig, dass ein qualifiziertes Team zu Ihnen kommt, um Ihnen die bestmög-
liche Versorgung zu geben und Sie schnellstmöglich in ein Spital zu bringen, um den Schaden
für Sie so gering zu halten wie möglich. Leider wird es in Zukunft anders ablaufen und auch
Sie einmal betreffen, sollte sich nichts ändern.

Darum ist der dritte Mann für Sie so wichtig - jetzt und in Zukunft!

Liebe Grüße vom
Hausverstand eines
kleinen Sanitäters

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