Dienstag, 13. September 2011

Der Notfall-Tunnel

Übung abgebrochen / Retter zu Statisten degradiert

SCHÖNEFELD - Was kommt auf die Retter zu, wenn ein Zug im Bahntunnel zum künftigen Flughafen „Willy Brandt“ verunglückt? Dieses Szenario wurde Samstag in Schönefeld (Dahme-Spreewald) nachgestellt. Aber mit der Auswertung der Notfallübung hat vor allem die Bahn ihre liebe Not.

Gut gelaufen, heißt es in der Bahn-Pressestelle. „Die Koordination und Zusammenarbeit zwischen den Einsatzkräften hat funktioniert.“ Stimmt nicht, sagen Feuerwehrleute. Die Rettungswege in der rund drei Kilometer langen Röhre wären zu eng, die Wasserreservoire ein Witz. Sollte es zu einem Unfall oder Anschlag im Tunnel kommen, hätten Menschen kaum Überlebenschancen. Die Notfallübung sei ein „Riesendesaster“ gewesen und „musste abgebrochen werden“.

Das bestätigt Vize-Landrat Wolfgang Schmidt. Für ihn ist der Tunnelblick der Bahn der eigentliche Notfall. „Bei der Übung hat eine Menge nicht optimal funktioniert.“ 100 Retter sollten 300 „verletzte“ Statisten aus einem verunglückten Zug retten. Einige Statisten warteten dünn bekleidet bei 15 Grad im Tunnel, andere bei 27 Grad auf dem Flugfeld auf Hilfe. „Es hat fast eine Stunde gedauert, bis die bereitstehenden Notärzte und Rettungswagen zu den ,Verletzten’ gebracht wurden“, so Schmidt. Vier Statisten hätten Kreislaufprobleme oder Herzrhythmusstörungen erlitten. Deshalb habe man die Übung abgebrochen, „damit nicht noch mehr Statisten abklappen“ (. pe)