NEUSTADT/BAD WINDSHEIM (D) - Helmut Reiß, Vorsitzender des Kreisverbandes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), hat sich bei den zwei vor Jahresfrist gekündigten Rettungsassistenten der BRK-Bereitschaft Scheinfeld entschuldigt. Ihnen gegenüber waren inzwischen zurückgenommene Kündigungen ausgesprochen worden, weil sie durch die vollzogene beziehungsweise vorbereitete Gabe eines Medikaments gegen die Richtlinien des Kreisverbandes verstoßen haben sollen.
Mit dem Slogan „…rundum gut versorgt“ wirbt das Rote Kreuz für sich und seine Leistungen. Derzeit gilt es beim hiesigen Kreisverband aber auch, eigene Wunden zu lecken.
Den Rettungsassistenten Wolfgang Braungardt und Werner Zurwesten war von der Geschäftsführung des BRK-Kreisverbandes gekündigt worden, weil sie Epileptikern mit schweren Krampfanfällen das Medikament Midazolam verabreicht hatten. Während sich auch Kreisgeschäftsführer Ralf Engelbrecht am 25. Juli bei den zwei Rettungsassistenten entschuldigt hatte, hat sein bisheriger Stellvertreter und Rettungsdienstleiter Werner Hofmann dieser Tage seine Ämter niedergelegt.
Das Vertrauen ist dahin
Um weitere Verwerfungen innerhalb des BRK-Kreisverbandes zu verhindern – hatte es Schlichtungsgespräche unter der Leitung des früheren Landtagsabgeordneten Friedrich Loscher-Frühwald gegeben. In der von Helmut Reiß für den Kreisvorstand sowie von Jens Rohde und Bereitschaftsarzt Hans-Joachim Schirner von der Scheinfelder Bereitschaft herausgegebenen Presseerklärung danken diese nicht nur Loscher-Frühwald für dessen Einsatz, sondern verweisen zugleich auf dessen Feststellung, wonach im Bereich der im Rettungsdienst verantwortlichen Führungskräfte „in der derzeitigen Konstellation eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich erscheint“, weshalb „dieser Bereich neu geordnet werden soll“. Der hiesige Kreisverband will dieser Empfehlung folgen.
Um die Zusammenarbeit zu fördern und „weitere Konflikte zu besänftigen“, hat der Vorstand aus seinen Reihen ein dreiköpfiges Vertrauensgremium gebildet, welches durch drei weitere Personen zu einem Ombudsrat erweitert werden soll. Dieser sei Ansprechpartner für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und kümmere sich um die sozialen Belange im Kreisverband. Die Rechte des Personalrats würden dadurch nicht berührt.
Ausbildung im Fokus
Innerhalb des BRK-Kreisverbandes soll zudem ein Gremium gebildet werden, welches sich vor allem um die Aus-, Fort- und Weiterbildung des Personals kümmert und entsprechende Richtlinien festlegt. Nach WZ-Informationen waren im Sog der sogenannten Rettungsassistenten-Affäre drei Ausbilder im Rettungsdienst zurückgetreten, nachdem die Qualität der Ausbildung infrage gestellt worden war. Nun hat sich der Scheinfelder Bereitschaftsarzt Hans-Joachim Schirner dazu „bereit erklärt, die Zusammenarbeit aller beteiligten Gruppen zu koordinieren und sich in die Weiterentwicklung eines bereits bestehenden Ausbildungskonzeptes im Kreisverband einzubringen“, wie es in der veröffentlichten Erklärung heißt.
Ebenso sollen im Kreisverband anonyme Befragungen durchgeführt und alle Mitarbeiter stärker als bisher in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. „Die Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern muss verbessert werden“, wird Loscher-Frühwald zitiert.
Vorstand und Geschäftsführung des hiesigen BRK-Kreisverbandes wollen zudem „die Bezirks- und Landesebene auffordern, bezüglich der Notfalleinsätze klare Richtlinien zu erarbeiten“. Diese sollen es ermöglichen, dass „die Rettungsassistenten ihre Arbeit auf einer medizinisch und rechtlich sicheren Grundlage leisten können“. Es müsse „sichergestellt werden, dass ein BRK-Mitarbeiter bei korrekter Ausübung seiner Maßnahmen im Rahmen der Notkompetenz auch den Rückhalt aller dafür im BRK-Kreisverband verantwortlichen Personen bekommt“. Abschließend distanzieren sich die Unterzeichner der Erklärung „vehement von den unsachlichen und niveaulosen Beiträgen in sogenannten sozialen Netzwerken“.
Quelle: Günter Blank (Windsheimer Zeitung) @ nordbayern.de
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