Mittwoch, 20. August 2014

Wunden lecken beim Bayerischen Roten Kreuz

Rotes Kreuz entschuldigt sich bei Gekündigten

NEUSTADT/BAD WINDSHEIM (D) - Helmut Reiß, Vorsitzender des Kreis­verbandes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), hat sich bei den zwei vor Jahresfrist gekündigten Ret­tungsassistenten der BRK-Bereit­schaft Scheinfeld entschuldigt. Ihnen gegenüber waren inzwischen zurück­genommene Kündigungen ausgespro­chen worden, weil sie durch die voll­zogene beziehungsweise vorbereitete Gabe eines Medikaments gegen die Richtlinien des Kreisverbandes ver­stoßen haben sollen.
Mit dem Slogan „…rundum gut versorgt“ wirbt das Rote Kreuz für sich und seine Leistungen. Derzeit gilt es beim hiesigen Kreis­verband aber auch, eigene Wunden zu lecken.

Den Rettungsas­sistenten Wolfgang Braungardt und Werner Zurwesten war von der Geschäfts­führung des BRK-Kreisverbandes ge­kündigt worden, weil sie Epilepti­kern mit schweren Krampfanfällen das Medikament Midazolam verab­reicht hatten. Während sich auch Kreisgeschäftsführer Ralf Engel­brecht am 25. Juli bei den zwei Ret­tungsassistenten entschuldigt hatte, hat sein bisheriger Stellvertreter und Rettungsdienstleiter Werner Hof­mann dieser Tage seine Ämter niedergelegt.

Das Vertrauen ist dahin

Um weitere Verwerfungen inner­halb des BRK-Kreisverbandes zu ver­hindern – hatte es Schlichtungsge­spräche unter der Leitung des frühe­ren Landtagsabgeordneten Friedrich Loscher-Frühwald gegeben. In der von Helmut Reiß für den Kreisvor­stand sowie von Jens Rohde und Be­reitschaftsarzt Hans-Joachim Schir­ner von der Scheinfelder Bereitschaft herausgegebenen Presseerklärung danken diese nicht nur Loscher-Früh­wald für dessen Einsatz, sondern ver­weisen zugleich auf dessen Feststel­lung, wonach im Bereich der im Ret­tungsdienst verantwortlichen Füh­rungskräfte „in der derzeitigen Kon­stellation eine vertrauensvolle Zu­sammenarbeit nicht mehr möglich erscheint“, weshalb „dieser Bereich neu geordnet werden soll“. Der hiesi­ge Kreisverband will dieser Empfeh­lung folgen.

Um die Zusammenarbeit zu fördern und „weitere Konflikte zu besänfti­gen“, hat der Vorstand aus seinen Rei­hen ein dreiköpfiges Vertrauensgre­mium gebildet, welches durch drei weitere Personen zu einem Ombudsrat erweitert werden soll. Dieser sei An­sprechpartner für alle haupt- und eh­renamtlichen Mitarbeiter und küm­mere sich um die sozialen Belange im Kreisverband. Die Rechte des Perso­nalrats würden dadurch nicht berührt.
Ausbildung im Fokus

Innerhalb des BRK-Kreisverban­des soll zudem ein Gremium gebildet werden, welches sich vor allem um die Aus-, Fort- und Weiterbildung des Personals kümmert und entsprechen­de Richtlinien festlegt. Nach WZ-In­formationen waren im Sog der soge­nannten Rettungsassistenten-Affäre drei Ausbilder im Rettungsdienst zu­rückgetreten, nachdem die Qualität der Ausbildung infrage gestellt wor­den war. Nun hat sich der Scheinfel­der Bereitschaftsarzt Hans-Joachim Schirner dazu „bereit erklärt, die Zu­sammenarbeit aller beteiligten Grup­pen zu koordinieren und sich in die Weiterentwicklung eines bereits beste­henden Ausbildungskonzeptes im Kreisverband einzubringen“, wie es in der veröffentlichten Erklärung heißt.

Ebenso sollen im Kreisverband an­onyme Befragungen durchgeführt und alle Mitarbeiter stärker als bis­her in Entscheidungsprozesse einge­bunden werden. „Die Kommunika­tion zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern muss verbessert wer­den“, wird Loscher-Frühwald zitiert.


Vorstand und Geschäftsführung des hiesigen BRK-Kreisverbandes wollen zudem „die Bezirks- und Lan­desebene auffordern, bezüglich der Notfalleinsätze klare Richtlinien zu erarbeiten“. Diese sollen es ermög­lichen, dass „die Rettungsassistenten ihre Arbeit auf einer medizinisch und rechtlich sicheren Grundlage leisten können“. Es müsse „sicherge­stellt werden, dass ein BRK-Mitar­beiter bei korrekter Ausübung seiner Maßnahmen im Rahmen der Not­kompetenz auch den Rückhalt aller dafür im BRK-Kreisverband verant­wortlichen Personen bekommt“. Ab­schließend distanzieren sich die Un­terzeichner der Erklärung „vehement von den unsachlichen und niveaulo­sen Beiträgen in sogenannten sozia­len Netzwerken“.

Quelle: Günter Blank (Windsheimer Zeitung) @ nordbayern.de

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