Samstag, 30. August 2014

Krankenhaus Grieskirchen: Nach 19 Uhr ist die Anästhesie zuständig

WELS/GRIESKIRCHEN. Akutversorgung: Immer mehr Patienten aus Grieskirchen werden gleich in Wels behandelt.

Die Spitalsreform und die Auswirkungen auf das Krankenhaus Grieskirchen schlägt derzeit politisch erneut hohe Wellen. "Die Unfallchirurgie ist das Herzstück jedes Krankenhauses, es kann nicht sein, dass nach 19 Uhr kein Unfallchirurg mehr anwesend ist", sagt SP-Bezirksvorsitzender LAbg. Erich Pilsner.

In dasselbe Horn stößt Grieskirchens Bürgermeisterin Maria Pachner (VP): "So schaut keine Akutversorgung aus, wie wir uns das erwarten. Patienten werden nach 19 Uhr entweder wieder heim und nach Wels weitergeschickt."
Die Klinikum-Führung in Wels beteuere immer, dass alles bestens laufe, Patienten, Mitarbeiter und Ärzte sagen uns aber etwas ganz anderes, so Pachner.

In der Kernarbeitszeit von sieben bis 15.30 Uhr werden vor allem planbare Operationen durchgeführt. Schwerer verletzte Unfallopfer werden generell nach Wels gebracht. Ab 15.30 Uhr werden nur mehr kleinere Verletzungen in Grieskirchen behandelt mit zum Teil langen Wartezeiten wie SP-Vizebürgermeister Franz Königsdorfer berichtet. "Meine Frau hat sich nach 17 Uhr geschnitten, der einzige Facharzt, der da war, musste sich um etliche Patienten kümmern, nach 20 Uhr sind wir wieder gegangen." Er höre tagtäglich, wie unzufrieden die Leute mit der Reform sind.

Eine Woche nach der Pressekonferenz mit Gesundheitsreferent Landeshauptmann Josef Pühringer am 4. April mit dem Titel. "Klinikum-Standort Grieskirchen auf Dauer gesichert und mehrfach gestärkt" kam die Direktive aus Wels, dass nach 19 Uhr, wenn kein Unfallchirurg mehr anwesend ist, die Anästhesie, zuständig ist. Die Lokalpolitiker fordern hingegen fachärztliche Versorgung durch Unfallchirurgen rund um die Uhr.

Weiterer Einschnitt

Jetzt erfolgt ein weiterer Einschnitt für Grieskirchen, der den Eindruck bei der Bevölkerung hinterlässt, dass der "Große den Kleinen" bald ganz schlucken wird. Gestern hatte die Leiterin der Anästhesie, Primaria Margarita Santer, ihren letzten Arbeitstag. Nun wird auch die Anästhesie mit Wels zusammengelegt. Eigentlich wollte Santer, eine der tragenden Säulen des Grieskirchner Krankenhauses, erst 2016 in Pension gehen. "Man hat mir von der Klinikführung aber die Pension nahegelegt", sagt Santer. Verärgert darüber ist Bürgermeisterin Maria Pachner. "In einer Zeit, wo es einen Ärztemangel gibt, wird sie in Pension geschickt und ein weiteres Primariat Grieskirchen weggenommen."

Verlust von vier Primaren

Santer ist bereits die vierte in einer leitenden Funktion, die Grieskirchen verlässt. 2012 verloren die Primare Gottfried Trabitzsch (Frauenheilkunde und Geburtshilfe), Alois Gruber (Kinderheilkunde) und Franz Hietler (Chirurgie) ihre Leiterfunktionen und quittierten ihren Dienst schließlich ganz. Die Abteilungen werden standortübergreifend mit Wels geführt.

Pilsner betont, man verschließe sich nicht notwendigen Reformen, schließlich habe die SP einstimmig der Spitalsreform zugestimmt, aber mit der Auflage, dass evaluiert wird, wie sich die Reformen auf die Mitarbeiter und die Versorgung in der Region auswirken. "Es muss jetzt nachjustiert werden und Gesundheitsreferent Pühringer muss die Ängste der Menschen endlich ernstnehmen."

Welche positiven und negativen Auswirkungen es durch die Spitalsreform in der Region Grieskirchen-Wels gibt, wird am 11. September mit den ärztlichen Direktoren, Pflegeleitung, Betriebsräten und Gesundheitsreferent Pühringer diskutiert. Man hinkt dabei der Zeit aber etwas hinterher. Das Datenmaterial der Evaluierung basiert auf dem Jahr 2012.

Notwendiger Schritt

Der ärztliche Direktor des Klinikums Wels-Grieskirchen, Klemens Trieb, verteidigt gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten die Zusammenlegung der drei Anästhesieabteilungen auf zwei als notwendigen Schritt. "Santer hat ein Pensionsansuchen eingereicht, damit ist der bestmögliche Zeitpunkt für eine Zusammenlegung gegeben. Zwei Abteilungen lassen sich auch viel leichter organisieren, bei der Versorgung von Grieskirchen kommt es zu keinem Qualitätsverlust", sagt Trieb. Im Übrigen sei Grieskirchen in der Nacht mit mehr Ärzten besetzt als vorgeschrieben.

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