Verluste in Millionenhöhe und zweckentfremdete Spenden – die Vorwürfe wiegen schwer. Der Rechnungshof soll jetzt prüfen
Linz – Seit geraumer Zeit ist man beim Roten Kreuz in Oberösterreich in höchster Alarmbereitschaft. Doch nicht die Blaulichtfahrten treiben den Puls der Mitarbeiter entsprechend in die Höhe. Der Haussegen hängt innerhalb der größten Rettungsorganisation des Landes wegen angeblicher Malversationen bei der Blutzentrale, die ein Teilbetrieb des Roten Kreuzes (RK) ist, gewaltig schief. Von Verlusten von bis zu 2,6 Millionen Euro allein im Jahr 2014 ist die Rede. Dazu kommen Vorwürfe, dass Geldspenden für die finanziell angeschlagene Blutzentrale herangezogen werden.
Kein Streit, kein Minus
Am Montag ging man jetzt vonseiten des Roten Kreuzes in die Offensive – und dementiert ernste Komplikationen. "Streit im Roten Kreuz? Den gibt es nicht", ist Walter Aichinger, Präsident des oberösterreichischen Roten Kreuzes, um Harmonie bemüht.
Angebliche Millionenverluste dementiert der ÖVP-Landtagsabgeordnete vehement: Die kolportierten 2,6 Millionen Euro stammten aus einer Hochrechnung Mitte 2014. Darüber sei in den Gremien des oberösterreichischen Roten Kreuzes immer informiert worden.
Aichinger: "Maßnahmen sind dort beschlossen worden. Wir haben mit mehreren Instrumenten gegengesteuert. Investitionen, wie zum Beispiel ein 2,5 Millionen Euro teures Qualitätssicherungsprogramm, wurden teilweise zurückgestellt, Abläufe verändert und Pensionierungen oder Karenzierungen nicht nachbesetzt." Das hätte letztlich auch gewirkt, und so betrage der Verlust für das Vorjahr "voraussichtlich 300.000 bis 350.000 Euro". Der Grund dafür sei der seit 2007 rückläufige Verbrauch an Blutkonserven in der Medizin durch den Fortschritt etwa bei Operationsmethoden.
Derzeit würden in Oberösterreich 42.000 Präparate jährlich verbraucht, vor einigen Jahren seien es noch 72.000 gewesen. "Darauf muss man reagieren, aber Qualität und Versorgungssicherheit dürften nicht leiden. Heuer wurde mit den Krankenhäusern eine Preiserhöhung von drei Prozent auf 145 Euro pro 220-Milliliter-Ampulle vereinbart."
Auch in den vergangenen Jahren hätte es Verluste gegeben, die aber grundsätzlich durch Rücklagen gedeckt gewesen seien. Das Budget für 2015 sei ausgeglichen. Die Blutbank habe derzeit 127 Mitarbeiter, das sei knapp unter dem Stand von 2007, und setzte 2013 etwa 22 Millionen Euro um.
Vorwürfe, dass Spenden zweckentfremdet werden, verneint Aichinger: "Kein Cent finanzieller Spenden oder aus Landesmitteln ist in den letzten Jahren in der Blutbank eingesetzt worden."
Die Ruhe vor der Prüfung
Auslöser für den Ärger war der Rückzug des Linzer Vizebürgermeisters Christian Forsterleitner (SPÖ) aus dem siebenköpfigen RK-Präsidium. In einem dem Standard vorliegenden Brief begründet der rote Stadtvize den Rücktritt damit, er habe den Eindruck, dass "Nachfragen und konstruktive Kritik nicht erwünscht sind und ihm jegliches Vertrauen in Aichingers Vorsitzführung und als Präsident fehlt".
Einer – von Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) initiierten – Rechnungshof-Prüfung sieht man beim Roten Kreuz gelassen entgegen. Seit 15 Jahren werde man jährlich von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater geprüft und habe immer einen unein geschränkten Betätigungsvermerk erhalten.
"Blut war vor vielen Jahren ein Geschäft"
LINZ. Millionen-Verluste in der Linzer Blutbank seien durch Einsparungen und eine Anhebung der Preise um drei Prozent ausgeglichen worden, sagt Rot-Kreuz-Präsident Aichinger.
"Blut war vor vielen Jahren ein Geschäft"
Der überraschende Rücktritt des Linzer Vizebürgermeisters Christian Forsterleitner (SP) aus dem Präsidium des Roten Kreuzes (RK) Oberösterreich hat bekanntlich einen Wirbel rund um die Blutbank der Rettungsorganisation ausgelöst. Forsterleitner kritisierte, dass der Blutbank-Betrieb für 2014 ein angebliches Minus von 2,6 Millionen Euro zu verzeichnen habe und dass es darüber auch kaum Informationen gebe.
Gestern nahm Walter Aichinger, der Präsident des Roten Kreuzes Oberösterreich, dazu Stellung. Er dementierte einen Millionenverlust und schloss auch aus, dass in der Rettungsorganisation darüber ein "Streit" ausgebrochen sei. Aichinger wollte sich zum Rücktritt des Linzer Vizebürgermeisters nicht näher äußern. "Ich habe dazu eine Meinung, aber die sage ich nicht, weil damit genährt würde, dass es einen parteipolitischen Streit gibt und das will ich für das Rote Kreuz vermeiden", sagte Aichinger.
Weniger Konserven verkauft
Die "Blutbank" des Roten Kreuzes ist der wichtigste Versorger von Blutkonserven für die Spitäler in Oberösterreich. Rund 42.000 Konserven zu je 220 Millilitern verkauft die Rettungsorganisation derzeit im Jahr. Doch die Umsätze sind seit Jahren rückläufig. "Blut war vor vielen Jahren einmal ein Geschäft", so Aichinger. Binnen sieben bis acht Jahren sei der Verbrauch um rund 30 Prozent auf nunmehr 42.000 Konserven gesunken. Die gesunkenen Absatzzahlen seien vor allem dem medizinischen Fortschritt (Stichwort "minimal-invasive Chirurgie") geschuldet. Im ersten Halbjahr 2014 sei der Rückgang von zehn Prozent neuerlich drastisch gewesen, sagt Aichinger. Daher sei eine "Verlustwarnung" im Ausmaß von bis zu 2,6 Millionen Euro im Raum gestanden.
Daher sei man in der Blutbank dieser "kalkulatorischen Hochrechnung" mit "Maßnahmen" begegnet. Pensionierungen und Karenzierungen seien nicht nachbesetzt worden, die Investition in ein neues EDV-Qualitätssicherungsprogramm in Höhe von 2,5 Millionen Euro sei nicht umgesetzt worden. Und der Preis pro Blutkonserve sei um drei Prozent auf 145 Euro erhöht worden. "Eine Preiserhöhung, die mit den Spitälern langfristig so vereinbart wurde", sagt Aichinger. Derzeit seien in der Blutbank 127 Mitarbeiter tätig, was dem Personalstand von 2007 entspreche. 2012 betrug dieser noch 138 Mitarbeiter. Der Bilanzverlust für 2014 betrage durch den Sparkurs nur noch bis zu 350.000 Euro, sagt der RK-Präsident. Dieser sei durch Rücklagen gedeckt. Spenden oder Landes-Gelder seien für eine Deckung nicht erforderlich. Der Umsatz der Blutbank habe 2013 rund 22 Millionen Euro betragen.
Quelle: ooeNachrichten.at
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