Samstag, 21. Februar 2015

Dürfens das denn?

Rotes Kreuz wird umfassend geprüft
LINZ. VP wird Antrag an Rechnungshof stellen SP fordert "volle Transparenz".

Was spielt sich in den Führungsgremien des Roten Kreuzes (RK) ab? Das fragen sich viele hauptamtliche und freiwillige Mitarbeiter der Rettungsorganisation, Patienten, Gönner und besorgte Landsleute. Das RK kommt nicht aus den Schlagzeilen. Wegen angeblich hoher Verluste im Bereich der Blutbank, stockendem Informationsfluss und Engpässen in Bezirksstellen.

Landeshauptmann und VP-Gesundheitsreferent Josef Pühringer ging gestern Abend mit einer Presseaussendung in die Offensive: "Die ÖVP wird selbst eine Prüfung des Roten Kreuzes durch den Landes-Rechnungshof beantragen."
In einem langen Gespräch habe ihm RK-Präsident Walter Aichinger versichert, dass alle Geschäfte korrekt vonstatten gegangen sind: "Die Verunsicherung der Mitarbeiter des Roten Kreuzes muss ein Ende haben", sagt Pühringer.

Die Ausgangslage: Der Linzer SP-Vizebürgermeister Christian Forsterleitner hat sich, wie berichtet, aus dem siebenköpfigen RK-Präsidium zurückgezogen. Er wollte unter anderem von Präsident Walter Aichinger wissen, wie hoch die Verluste bei der Blutbank tatsächlich sind, und hat laut seiner Aussage keine zufriedenstellenden Antworten erhalten. Mitglieder des rund 40-köpfigen RK-Landesausschusses, in den jeder Bezirk Vertreter entsendet, bestätigen, dass neben Forsterleitner auch andere ihren Unmut über die Informations-Politik des Präsidenten und die Protokollführung geäußert hätten. Demnach wurden zum Beispiel Einwände, die bei Sitzungen geäußert wurden, nicht aufgenommen. Auch das präsentierte Zahlenwerk sei wenig aussagekräftig. Gemeindebund-Präsident Hans Hingsamer (VP) sitzt im RK-Präsidium. Er ist einerseits "überrascht vom Rücktritt Forsterleitners, andererseits bestätigt er, "dass bei der Blutbank zu zögerlich gehandelt wurde". Das sei aber auch aus Rücksicht auf die Angestellten passiert.

Die Blutbank: Ist laut Insidern überdimensioniert, weil in den Spitälern immer weniger Blut benötigt wird. In einem Protokoll aus einer RK-Sitzung vom 25. 11. 2014 steht zu lesen, dass der hochgerechnete Verlust für 2014 rund 2,6 Millionen Euro beträgt. RK-Präsident Aichinger hat zuletzt allerdings nur von einem Minus in der Höhe von 300.000 bis 350.000 Euro gesprochen. Diese Einbußen sollen durch Rücklagen gedeckt sein. SP-Gesundheitssprecherin Julia Röper-Kelmayr fordert diesbezüglich "volle Transparenz". Auch wurden die Preise für Blutkonserven erhöht, die aber einige Spitäler in Oberösterreich nicht zahlen.

Der Präsident: Walter Aichinger gibt sich nach außen gelassen. Für eine Diskussion mit Forsterleitner am runden Tisch der OÖN sah er, wie berichtet, keinen Bedarf. Der RK-Chef spricht von einer politisch motivierten Debatte. Intern brennt laut RK-Insidern allerdings der Hut, Aichinger habe bei Vielen Kredit verloren. In einem Newsletter und auf der Homepage versucht die RK-Spitze drängende Fragen zu beantworten. In dem Schreiben steht beispielsweise zu lesen, dass alle Entscheidungen im Präsidium und in den Gremien in demokratischer Abstimmung gefällt werden, dass sämtliche Kostenträger dem vorgelegten Budget und Jahresabschlüssen des RK zustimmen müssten und dass das Budget der Blutbank für 2015 eine ausgeglichene Bilanz ausweist.

Personalsituation: Dieses Thema ist Immer wieder ein heißes Eisen in diversen Sitzungen. Aufgrund der Spitalsreform ist die Verweildauer von Patienten in Krankenhausbetten kürzer, das Transportaufkommen beim Roten Kreuz steigt stetig. Während dieser Mehraufwand teilweise mit Freiwilligen und Zivildienern bewältigt werden kann, soll die Situation vor allem in Wels, Vöcklabruck und Gmunden angespannt sein. Dort fehlt es an hauptamtlichen Mitarbeitern, neuen Fahrzeugen und an vom Land bereits zugesagtem Geld. (dmf/cb/mpk)

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