Der neue Präsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes (ÖBFV), Albert Kern, brachte sich im Ö1-Morgenjournal am Sonntag mit Kritik und Forderungen in Stellung. Seine Sichtweise in Sachen Katastrophenschutz sei auch mit den Landesfeuerwehrkommandanten abgesprochen - und er werde sie auch gegenüber Politikern vertreten, so Kern. Darabos will in Salzburg und St. Pölten zwei Kompanien von je 115 freiwilligen Bundesheer-Pionieren aufstellen, die im Katastrophenfall ausrücken sollen. Jeder der Soldaten in diesen Kompanien soll mindestens 5.000 Euro Prämie für zwei Wochen Katastropheneinsatz erhalten. 340.000 freiwilligen Feuerwehrleute würden Schulter an Schulter mit bezahlten Soldaten im Katastropheneinsatz arbeiten, so die Feuerwehrvertreter - allerdings ohne Rechnung.
Das würden die Aufzeichnungen bestätigen.
Gratis- vs. Bezahlmodell
ÖBFV-Präsident Kern sträubt sich gegen die zwei unterschiedlichen Philosophien im selben Katastrophenschutzteam: „Wir wollen sicher nicht quasi ein Konkurrenzunternehmen haben, und es darf sicher nicht sein, dass ehrenamtliche Kräfte vor Ort sind und die dann von Kräften abgelöst werden, die unter Umständen über ein Freiwilligenmodell auch dort dann eine Entschädigung bekommen.“ „Das wäre sehr schlecht für unsere Feuerwehrmotivation, wenn die Feuerwehrleute ehrenamtlich und gratis arbeiten und dann kommen Leute, die über ein Modell, das noch nicht näher definiert ist, aber doch zu einer Entschädigung kommen. Geld verdienen über Katastrophen ist nicht die Sache“, sagte Kern weiter. Der Salzburger Landesbranddirektor, Leo Winter, hatte die Diskussion beim heurigen Landesfeuerwehrtag im Mai eröffnet: „Aus Sicht der Feuerwehren kann es nicht sein, dass jemand für etwas, das andere freiwillig zu tun bereit sind, eine Prämie bekommt.“
Ministerium: Partner, nicht Konkurrenz
Das Verteidigungsministerium will die Kritik so nicht gelten lassen. Sachlich sei festzuhalten, dass Milizsoldaten schon „seit Jahrzehnten“ für ihren Einsatz finanziell entlohnt und entschädigt würden, auch im jetzigen Wehrpflichtsystem, hielt das Ministerium gegenüber der APA fest. Ein Milizsoldat sei nicht ehrenamtlich tätig, sondern gehe gemäß Wehrgesetz eine Verpflichtung ein. Die Freiwilligkeit bestehe nur bis zur Meldung. Die Entlohnung habe bisher keinerlei Probleme verursacht und werde das auch in Zukunft nicht tun. „Das Bundesheer war und ist keine Konkurrenz, es ist Partner der Feuerwehren und wird das auch mit einem Profiheer sein“, hieß es weiter.
FPÖ: Zweiklassengesellschaft
Auf fruchtbaren Boden fiel die Kritik der Feuerwehren hingegen bei den Freiheitlichen. Darabos wolle mit dem Prämienmodell eine „Zweiklassengesellschaft von Freiwilligen“ etablieren, empörte sich Generalsekretär Herbert Kickl in einer Aussendung. Die Prämie sei ein Schlag ins Gesicht aller anderen Freiwilligenorganisationen.
Katastrophenschutz neu: Österreicher skeptisch
Unterdessen hält eine Mehrheit der Österreicher einen Ersatz des Zivildienstes durch den Einsatz von Freiwilligen für machbar. In einer Umfrage des Gallup-Instituts für die Tageszeitung „Österreich“ (Sonntag-Ausgabe) glaubten von 400 Befragten zwei Drittel (66 Prozent), dass sich genügend Freiwillige für ein bezahltes Sozialjahr finden würden. Weniger optimistisch ist man jedoch, was den Katastrophenschutz angeht - nur 47 Prozent glauben, dass es mit einem Berufsheer genauso gut funktioniert wie mit der Wehrpflicht, 45 Prozent bezweifeln das. Der Ausgang der Volksbefragung über die Zukunft des Bundesheeres ist der Umfrage zufolge offen. Gegner und Befürworter halten sich demnach mit je 50 Prozent die Waage. Erst am Freitag hatten sich SPÖ und ÖVP auf den Text für die Volksbefragung zur Wehrpflicht geeinigt. In der Doppelfrage werden die Modelle beider Parteien in aller Kürze dar- und zur Wahl gestellt. Es ist die erste österreichweite Volksbefragung überhaupt.
Quelle: Fireworld
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