Dienstag, 12. Juni 2012

Reduzierter AZ?

Konflikt um Rettung eskaliert: Einige Ortsstellen wackeln
Die neue Rettungsdienst GmbH fordert Landesregierung auf, die Mehrleis-tungen auch zu bezahlen, und übt heftige Kritik am Prüfbericht des Landes.
Innsbruck – Nach einer europaweiten Ausschreibung erhielt die Tiroler Bietergemeinschaft unter Führung des Roten Kreuzes 2010 um 27,5 Mio. Euro den Zuschlag für das Rettungswesen. Valorisiert beträgt das Auftragsvolumen für 2012 rund 30 Mio. Euro. Ein vom Land beauftragter Wirtschaftsprüfer rechnet für heuer mit Mehrkosten von sechs Mio. Euro, spricht aber auch von einem Einsparungspotenzial von drei bis sechs Mio. Euro. Über den Prüfbericht und die Abgeltung der Mehrkosten ist in den vergangenen Tagen jedoch ein heftiger Konflikt zwischen Rotem Kreuz und Land Tirol ausgebrochen. Heute wird darüber verhandelt.

Seit Juli 2011 ist die „Rettung neu“ im Einsatz. In der Vorjahresbilanz klafft bereits ein erstes Finanzloch: „Es fehlen uns noch 3,6 Millionen Euro, die uns das Land Tirol für unsere bereits erbrachten Leistungen noch schuldet“, heißt es in einem aktuellen Bericht der Rettungsdienst GmbH.

Auf Anfrage der TT bestätigt Rotkreuz-Geschäftsführer Thomas Wegmayr, „dass natürlich ein gewisses Einsparungspotenzial vorhanden ist, aber es benötigt unbedingt die finanzielle Abgeltung der Mehrleistungen. Auch für das heurige Jahr“. Das Rote Kreuz beruft sich auf eine Vereinbarung vom 28. März 2011, in der über die Ausschreibung hinausgehende Mehrleistungen vom Land bestellt wurden. Um die bisherige Qualität und die Sicherheit zu gewährleisten, müsse man eben 60 statt der ausgeschriebenen 41 Rettungsfahrzeuge einsetzen, argumentiert das Rote Kreuz. Mehr Qualität koste wegen des deutlich höheren Ressourceneinsatzes wie Personal, Fahrzeuge, Arbeitszeit und Material mehr.

Gleichzeitig übt die Rettungsdienst GmbH harsche Kritik am Prüfbericht des Landes: „Ohne Details zu beleuchten, fällt uns eine mehr als tendenziöse Prüfung auf, deren Ziel es offenbar sein soll, die Aufwendung für die Auftraggeber auf Kosten der Patienten deutlich zu reduzieren und etwaige qualitätserhaltende Mehrkosten dem Rettungsdienst aufzubürden.“ Wegmayr erwartet sich deshalb vom Land zumindest einen Finanzierungsplan. Der Prüfbericht zeige nämlich ganz klar, dass die großen Einsparungen nur durch eine drastische Reduktion bei den Rettungsfahrzeugen bzw. durch die Reduktion der In­frastruktur (Dienststellen) erreicht werden könnten. Die Rettungsdienst GmbH verfüge über 59 Dienststellen, rund 500 hauptamtliche Mitarbeiter gebe es. „Wenn es bis Juli keine Lösung gibt, müssen wir Leistungen streichen“, betont Wegmayr.

Das Rote Kreuz und die gemeinnützige Rettungsdienst GmbH hoffen, dass das Land einlenkt, schließlich sei es bei der Auftragserteilung den verantwortlichen Politikern ein zentrales Anliegen gewesen, „die jetzige Qualität und Versorgungsdichte sowohl in der Notfallrettung als auch im qualifizierten Krankentransport zu erhalten“. Das wurde LH Günther Platter und Gesundheits-LR Bernhard Tilg auch brieflich mitgeteilt.
Quelle: Peter Nindler Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Di, 12.06.2012

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