SUBEN. Seit zehn Jahren ist der Rettungshubschrauber „Europa 3“ grenzüberschreitend im Einsatz.
Wiesen und Maisfelder umgeben den Hangar, ein Traktor tuckert vorbei. Der handgefertigte Postkasten gibt dem Stützpunkt eine ganz persönliche Note. Wie auch die liebevoll hergerichtete Holzterrasse mit Weinreben und Steinen. Sie lädt zum Verweilen ein. Doch dafür hatte die Crew heute noch keine Zeit. Der Rettungshubschrauber „Europa 3“ ist gerade erst gelandet. „Ein Einsatz auf bayerischer Seite“, sagt Stützpunktleiter Johannes Schöffl. Der Bäcker war in der Früh schon da, „der schaut auf uns“. Zwei Häferl Kaffee hat der 38-jährige Pilot frisch hergerichtet, da geht der Alarm schon wieder los.
Ein eingespieltes Team
Schöffl, Notärztin Claudia Feichtinger und Notfallsanitäter Andreas Ortmayr gehen zum Hubschrauber. „Gelaufen wird nur im Fernsehen. Wir sind ein eingespieltes Team.“ Was auf die Crew zukommt, ist ungewiss. „Es sind wenige Infos, die du auf einem Tablett serviert bekommst. Während dem Flug stellt man sich die Situation vor. Doch vor Ort sieht’s immer anders aus“, sagt Ortmayr. Deshalb gelte: „Man muss flexibel sein, rasch reagieren und den Hausverstand einsetzen, denn kein Einsatz gleicht dem anderen.“
Die Rotorblätter drehen sich, wacheln, was das Zeug hält und der Hubschrauber hebt ab. Allerdings nur für eine Runde über dem Flugplatz: Der Einsatz ist storniert worden. Auch das gehört zum Alltag. Der Kaffee ist noch warm. Zeit, über das vergangene Jahrzehnt zu reden. Die Crewmitglieder aus Deutschland und Österreich, die fast alle seit den Anfängen in einem provisorischen Container mit an Bord sind, haben schon viel erlebt. „Emotional sind es immer die Kindernotfälle, die an die Nieren gehen“, sagt Sanitäter Ortmayr.
Als Ersthelfer begleiten und versorgen sie die Patienten bis zum Spital. „Die kurze Zeit macht es manchmal leichter bei der Bewältigung. Das Krankenhauspersonal wird noch mehr gefordert, weil es den Familien in einer schwierigen Situation beistehen muss.“ Zur Routine ist die Arbeit nach mehr als 11.600 Einsätzen nicht geworden: „Wir leben unseren Beruf aus Überzeugung, sonst könnten wir ihn nicht mit der Überzeugung machen“, sagt Schöffl. Zu den schönen Momenten gehöre, wenn Gerettete zum Dank mit Kuchen oder Jause beim Stützpunkt vorbeikommen. „Es ist immer schön zu wissen, dass die Rettungskette funktioniert hat.“ Es piepst. Die Crew geht zum Hubschrauber.
„Europa 3“
2 Länder versorgt die Crew des Rettungshubschraubers Christophorus Europa 3, auch die bayerisch-österreichische Besatzung ist somit „international“.
11.600 Einsätze ist der Notarzthubschrauber in zehn Jahren geflogen. Etwas weniger als die Hälfte der Flüge führte die Crew zu Notfällen in Oberösterreich.
50 Kilometer beträgt der Einsatzradius. Auf oberösterreichischer Seite werden hauptsächlich Innviertel, westliches Mühlviertel und der Hausruck versorgt, das bayerische Gebiet erstreckt sich vom südlichen und östlichen Bayerischen Wald auf das östliche Rott- und Vilstal.
Einsatzbereit ist die dreiköpfige Crew 365 Tage im Jahr, von 7 Uhr (Winter 7.30 Uhr) bis eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang.
Im Sommer wird der Stützpunkt vom ÖAMTC geführt, im Winter übernimmt der ADAC das Ruder.
Einblick
Am Samstag und Sonntag, 25. und 26. 8., öffnet der Stützpunkt in Suben bei den Schärdinger Flugtagen für Besucher seine Türen. Nicht nur die Crew des Notarzthubschraubers wird bei einer Bergeübung ihr Können zeigen. Gästerundflüge, Fallschirmspringer, Flying Bulls, Modellflieger, historische Flugzeuge und der Polizeihubschrauber „Libelle“ bieten ein spektakuläres Programm. Eintritt: 2 Euro, Kinder frei.
Quelle: ooeNachrichten
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