
„Ich arbeite gerne und ich mache auch diesen Dienst sehr gerne“, sagt der Linzer. Für ihn ist seine Arbeit Einstellungssache, bei der es darauf ankommt, wie man prinzipiell an sein Leben herangeht. Neid gegenüber jenen, die an diesem Tag frei haben, fühlt Niedermayr nicht. „Menschen erkranken auch am 24. Dezember. Sie suchen es sich nicht aus“, sagt der Notfallsanitäter. Niedermayr, der mit der Kompetenz zum Intubieren heute einer der am besten ausgebildeten Notfallsanitäter in Oberösterreich ist, ist selbst vor 17 Jahren als Zivildiener beim Samariterbund hängen geblieben. Zuvor hatte er Werkzeugmacher gelernt.
„Es geht mir bei meiner Arbeit darum, auch wirklich zu helfen.“ Keine Frage ist es für ihn daher auch, Dienste an Feiertagen so zu organisieren, „dass die Kollegen, die kleine Kinder haben, auch daheim sein können“. Niedermayr ist alleinstehend. Aber selbst wenn er Kinder hätte, könnte er sich vorstellen, am Heiligen Abend zu arbeiten. „Die Familie stünde vor der Arbeit, die auch sehr wichtig ist. Würde sich aber kein anderer finden, wäre es kein Problem.“
„Ein normaler Tag“
Obwohl Niedermayr (abseits der Amtskirche) gläubig ist, steht ihm der Glaube beim Feiertagsdienst nicht im Wege: „So extrem bin ich nicht.“ Als Notfallsanitäter registriert Niedermayr auch das Verhalten der Patienten: „Die Leute rufen eventuell später an, weil sie zu Weihnachten nicht gerne ins Krankenhaus gehen wollen.“ Ansonsten ist der 24. Dezember „ein normaler Tag“, an dem das NEF auch nicht öfter als drei bis fünf Mal ausfährt, wie im Jahresdurchschnitt. Und am Nachmittagsverkehr merkt NEF-Fahrer Niedermayr, dass Weihnachten eingekehrt ist. „Von 16, 17 Uhr an, beruhigt sich Vieles.“ Generell würde sich an diesem Tag die Grundstimmung ändern: „Es kommt dann irgendwann der Punkt, an dem die Anspannung, die sich vor Weihnachten aufstaut, verschwindet, und die Menschen Besinnlichkeit zusammenbringen.“
Aber als langgedienter Sanitäter erinnert sich Niedermayr auch daran, dass diese Stimmung umschlagen kann: „Mitte der 1990er-Jahre hatte ich am 24. Dezember Dienst mit dem Rettungswagen. Ein Vater hat damals die Familie mit einer Schusswaffe bedroht.“
Das Leben eines Notfallsanitäters prägen eben auch belastende Momente, sagt Niedermayr: „Wenn zum Beispiel junge Menschen ums Leben kommen oder wir einfach absolut chancenlos sind.“
Nach der Dienstübergabe am Abend des 24. Dezember feiert Niedermayr dann bei seiner Familie. „Ich werde den Abend gemütlich ausklingen lassen. Und am 25. Dezember wieder in den Dienst gehen.“
Quelle: Nachrichten